In the context of developing research activities and their communication, research projects in both scientific and artistic research fields including doctoral students were invited to present their current research in five to ten-minute videos.
vielen Dank für den Einblick in Ihr interessantes Projekt!
Landschaft, Kamera-Blick und Bewegung sind ein für mich aufregendes, inspirierendes und letztlich, wie Sie ja zu Beginn Ihrer Präsentation auch betonen, sehr politisches Thema. Wie lenkt Technik Blick? In welchem Verhältnis steht Filmraum zu realem Raum und wie können wir uns in welchem Raum bewegen als Filmschaffende*r und / oder / = Betrachter*in.
Aus Ihrem Text lese ich tendenziell etwas mehr Sympathie für Dan Grahams weniger technoide Arbeit heraus. Das körperlich-tänzerische, scheinbar imperfekte und weniger überwältigende scheint demokratischer und mutet sozialer an, als die perfektionistische und überwältigende Arbeit von Michael Snow.
Mir scheint aber, diese Polarisierung könnte vielleicht ein bisschen weniger eindeutig sein. Ich kenne leider beide Arbeiten nicht „persönlich“, daher sind das im folgenden natürlich mehr Vermutungen/Fragestellungen:
Zu Michael Snow: Mir scheint, durch die technisch optimierte, fix im Boden verankerte und vollkommen ferngesteuerte Funktionsweise der Kamera, durch die schwindelerregenden Bilder passiert absolut keine technische Vermessung der Welt – die entstandenen Filmbilder sind für mich nur noch durch den fliegenden Horizont referenzartig an die Landschaft des Drehortes gebunden. Der Horizont und die Bewegung erlauben aber durchaus eine Art Orientierung, die den*die Betrachter*in zu einer Art unmöglichem Tanz in dem neu konstruierten „eindeutig fiktiven“ Filmraum ermächtigt.
Für mich ist das Kino kein undemokratischerer Ort als eine begehbare Installation. Ja, die Blicke sind parallel auf die Leinwand gerichtet und ich kann mich einer Art „totalen Erfahrung“ hingeben. Aber diese Immersion ist transparent. Ich lasse mich bewusst und freiwillig ein. Ich weiss, wann es beginnt und wieder endet, ich weiss, die Überwältigung findet auf der räumlich eindeutig begrenzten Leinwand statt, von der ich meinen Blick jederzeit abwenden oder den Raum natürlich einfach verlassen kann.
Das ist vielleicht etwas polemisch formuliert, aber eine Installation, in der ich mittendrin stehe, die mir nicht eindeutig sagt wo sie beginnt und endet (sowohl räumlich als auch filmisch/zeitlich), wo ich nicht einmal einfach die Augen schließen kann, weil ich damit riskiere, mit anderen Besucher*innen, Möbeln oder Installationsbestandteilen zu kollidieren o.ä. finde ich da eigentlich nicht ermächtigender und nicht unbedingt aktiver.
Die „fremdartige Maschinenzeit“ in Michael Snows Arbeit funktioniert für mich als Dekonstruktion einer Objektivität von Filmbild, die dabei sehr eindrücklich und körperlich spürbar macht, wie mit (Bewegt-)Bildern Welt und Erfahrung schöpferisch gestaltet werden kann. Und wie abgekoppelt diese bildlich gestaltete Welt von der Natur des Drehorts/Dreh-moments sein kann. Wie wenig „objektiv“ eine scheinbar maschinell optimierte „absolute Objektivität“ tatsächlich ist. Wie tänzerisch, poetisch und verführerisch (in aller Ambivalenz) sie dafür aber sein kann. Und das finde ich quasi medienpädagogisch eigentlich ziemlich ermächtigend.
Dan Grahams Arbeit besticht mich natürlich auch durch ihre unprätentiöse Poesie. Aber letzten Endes lässt er die Sonne nicht nur um die Erde sondern um sich selbst kreisen – das finde ich durchaus auch einen ziemlich „erhabenen Standort“…
Ich hoffe, Sie finden den einen oder anderen für Sie interessanten Punkt in meinen kurzen Überlegungen und bin gespannt, wo Ihre Arbeit weiter hinführt.