In the context of developing research activities and their communication, research projects in both scientific and artistic research fields including doctoral students were invited to present their current research in five to ten-minute videos.
vielen Dank für das tolle Video (es erinnert mich an ASMR!) und dein interessantes und vielschichtiges Thema.
Nach dem Lesen deines Abstracts hatte ich zunächst ganz augenscheinliche Assoziationen zum Optimierungsbegriff wie Schönheit und Fitness – also einen eher visuellen Zugang zum Thema: eben den ‚body images‘. Dieser visuelle Zugang bleibt jedoch nicht lange bei trainierten, sexualisierten und geschlechtsspezifischen Körperbildern. Du überschreitest das und befragst ihn als einen Komplex aus kollektivem Biomaterial, der nicht nur äußerlich, sondern auch ‚innerlich‘ verändert wird, wenn Du mit Begriffen wie Biopolitik oder Medizin arbeitest. Optimierung wird dann zu einem gesellschaftspolitischen Term.
Eine clevere gedankliche Schleife finde ich hier deine Frage nach den Motiven und dem, was bei der Optimierung ungesehen bleibt – also vielleicht genau das Nicht-Äußerliche, visuelle etc. – was ich hier etwas doppeldeutig und banal ‚das Innere‘ nennen möchte. An dieser Stelle setzt für mich dein Video ein. So scheint es, dass mit dem Biohacking als einer Praxis laut den Interviewten nicht die Körperform, sondern ein damit zusammenhängendes ‚Mind-Setting’ (vgl. Anthony DiClemen) verändert wird. Es geht um Harmonie, Glück(seligkeit), Ganzheitlichkeit und psychische Gesundheit, indem in das ‚Innere‘ (auch medizinisch: Daniel Maggs BISU) beschaut wird und verstanden wird. Als Körpermetapher dient in diesem Feld – hier als männlich dominiert dargestellt (die Befragten sind allesamt Männer) – ein Auto, dessen Inneres durch Biohacking geöffnet wird, sodass man den ‚Ölwechsel‘ endlich selbst durchführen oder mal unter die Karosserie schauen kann. Technik und Körper werden auf offensichtliche Weise parallel gelesen: nicht zuletzt, wenn es um ‚digitales Spielzeug‘ (Andreas Breitfeld) geht, das den Dopaminausschuss anregt/erhöht. Interessant finde ich an dieser Stelle, dass sich zwei konträr geglaubte Achsen übereinander legen: ‚männlich‘ kodierte Kraft- und Technikbilder – unterlegt mit medizinischen ‚Fakten‘ – und ‚weiblich’ konnotierte Bereiche wie Achtsamkeit, Gesundheit und Pflege.
Folgende Fragen hätte ich:
- In welchem Verhältnis stehen die Körper(Bilder) in Medizin und Technologie zu denen des Mainstreams, der ‚Freizeitkultur‘ (Fitness, Biohacking etc.) und anschließend auch zu denen in künstlerischen Arbeiten?
- Anschließend daran würde mich interessieren, in welchem Verhältnis bei deiner Forschung das Innen und das Außen stehen. Damit ziele ich auf ein Konzept ab, das zwischen Körper und Geist unterscheidet und die Frage, wie ein Inneres als Ausgelassenes sichtbar werden kann.
- Bezüglich deines Materials würde ich gerne genauer wissen, wie Du deinen Materialkorpus zusammenstellst und begründest. Wie machst du das, was in visuellen Repräsentationen von Körpern im Mainstream ausgelassen wurde, sichtbar und grenzt dich ab?
- Welche Rolle spielen die Begriffe Mortalität und Vitalität?
- Spielt die Politisierung von Körpern als verletzbare Körper im Kontext von Gewalt und Folter ein Rolle (Wunden, Prothesen)? Ich denke da an Judith Butler.
- Wie gehts Du mit der Fragmentierung des Körpers um?
- Spannend fände ich die Einbettung des Begriffs der Optimierung in einen Diskurs um Kapitalismus, weil ich dabei unvermittelt an die Legitimation von Besitz durch die Verbesserung des Besitzes (Anhäufung) denken muss.
Good Vibrations
Fabian Weiss präsentiert eine spannende Odyssee durch die Welt des Biohacking.
Was genau darunter jeweils verstanden wird ist in den kurzen Ausschnitten nur fragmentarisch zu erschließen, aber darum geht es wohl nicht.
In seiner filmischen Vivisection rückt er seinen Interviewpartnern, Menschen die ihr Buisiness oder ihr Glück der Selbstoptimierung gewidmet haben buchstäblich zu Leibe.
Via Schnitt, Montagen und Kameraeinstellung untersucht er nicht zuletzt die Körper-Oberflächen der Protagonisten einer Szene, die so divers ist wie ihre äußeren Erscheinungen: Bürohengste, Haudegen, Beachboys, Hipsters, Naturburschen, Gurus in den jeweils dazu passenden Settings und Sounds.
Was sie eint ist die Überzeugung von der Verbesserung eines bedauerlicherweise mangelhaften und sterblichen Körpers mithilfe allerlei Techniken: brachial im Eisbad, puristisch in Pillengestalt, reglos im Schlaf, feinstofflich über Frequenzen etc.
und mehr oder weniger expliziter damit verbundener / versprochener / verkaufter Heilserwartungen.
Und alle sind sie männlich, weiß und wohl über 35.
(Ist das generell so?)
Wie eine Metapher erscheinen zwischendurch die Szenen in einer Autowerkstatt wo an der traurigen Unterseite eines in die Jahre gekommenen Modells auf einer Hebebühne irgendwelche Mängel und deren Behebung besprochen werden.
Mängel der Maschine, oder Mängel in den (Männer)_Fantasien eines Selbst als/mittels unbesiegbarem Körper ?