Doktoratsprojekt wissenschaftliche Forschung

Traurige Trophäen? Photographie als Resonanz des Vergänglichen. Ein Drama in fünf Akten

Amila Softić

Die Grundannahme des aphoristisch-wissenschaftlichen Doktoratsprojektes ist die untrennbare Verknüpfung von Photographie mit dem Phänomen der Zeit: Sie ist ihre Darstellungsform und Kampfansage zugleich. Sie ist Lebensstarre und Lebensaktivismus. Der Mensch hinter der Kamera versucht die Flüchtigkeit der Zeit festzuhalten und ist gleichzeitig selbst Teil des vergänglichen Spektakels. Photographien suggerieren die Bewahrung des Augenblickes; ließe sich demnach jedes Auslösen als ein Festhalten am Leben verstehen? Festhalten und versuchen dem Tode zu entkommen, aber dadurch erstrecht den visuellen Beweis für die eigene Vergänglichkeit erschaffen? Ein melancholisches Unterfangen? Ein Symptom der Todesverdrängung? Sowie traumatisches, verdrängtes Erleben in Psyche und Körper bewahrt wird, bewahrt auch Photographie die vergängliche Form des Augenblickes. Kann sie anders gedacht als dekadentes Medium verstanden werden, welches ein Wissen über den Tod mitschwingen lässt und das Todesbewusstsein dadurch nicht betäubt, sondern über die geteilte Darstellung triumphieren lässt? Liegt in dieser Ambivalenz eine haltgebende Ausflucht, eine verborgene Kraft?

Im Zuge des Dissertationsprojektes wird zunächst der These nachgegangen, ob trotz „neuer Sichtbarkeit des Todes“ (Macho und Marek 2007) der eigene Tod weiterhin psychisch verdrängt wird und ob sich diese Verdrängung psychodynamisch in Form der Photographie nachweisen lässt. Für die Analyse der Photographien als „Traurige Trophäen“ werden arbeitsmethodisch philosophische, psychoanalytische und künstlerische Disziplinen (Sprachkunst, künstlerische Photographien) verschränkt, um die existenzanalytische Bedeutung von Photographien und ihrer Wechselwirkung mit der Psyche aufzuzeigen. Dafür wird ein assoziativer Hyperkörper generiert, der die Struktur der Photographien, als „Traurigen Trophäen“ gedacht, imitiert und dadurch fassbar macht. Methodisch gilt es transdisziplinäre Erhaltung von Verbindungslinien zwischen Feldern, die zunächst abgegrenzt schienen aufzuzeigen. Beispielsweise psychoanalytisch-photographische Diskussionen um die Leidensformel des eigenen Zerfalls sowie kollektiv-photographische Phänomene und photokünstlerische Positionen, die ihren Umgang mit Vergänglichkeit (unbewusst) suchen.

Weitere Projekte

Alle Projekte anzeigen