Forschungsprojekt

Neuromatic Game Art: Kritisches Spiel mit Neurointerfaces als neue Form der Medienkunst

Margarete Jahrmann

Der zeitgenössische digitale Imperativ zur Selbstüberwachung des Alltagslebens beinhaltet tiefere Fragen zu Privatsphäre und Körperdaten. Personenbezogene Daten werden zunehmend online zugänglich gemacht, kapitalisiert und Teil eines sozialen Bewertungssystems. Mit einem wachsenden Markt von Konsumenten-Neurointerfaces wird die Verwendung von Gehirnwellen-Analyse-Geräten, die in die Privatsphäre von Gedanken und Emotionen eindringen, zunehmend als Spiel verkauft – um Benutzer zu beruhigen. Der inhärente gesellschaftliche Zwang zur Selbstoptimierung ist eine alarmierende Folge dieser Tendenzen. Eine kritische Bewertung von Neurointerfaces, die ursprünglich für wissenschaftliche und medizinische Zwecke entwickelt wurden, fehlt bislang. Ebenso gilt es, Phänomene technologisch gesellschaftlicher Zwänge zur Selbstoptimierung künstlerisch zu beleuchten und in spielerischen Experimenten und künstlerisch forschenden Versuchsanlagen zu interpretieren.

Hier schlagen wir vor, diese Herausforderung als kunstbasierte Forschungsfrage anzunehmen, indem wir das Potenzial von Kunst als Aktivismus nutzen und eine neue Form der experimentellen Spielkunst – neuromatic game art – vorstellen. Forschungsziel ist es die Möglichkeiten und Grenzen von Technologien zu hinterfragen und aufzuklären, wie Neurointerfaces das individuelle Leben beeinflussen werden. Letztlich wollen wir die gesellschaftlich gewünschte Selbstoptimierung in künstlerische Selbstdarstellung verändern.

In einem Akt des Widerstands werden neuromedizinische Geräte umkonstruiert, indem zwar Einblicke in die Gehirnfunktion ermöglicht werden, diese Schnittstellen aber als kreative Ausgabegeräte genutzt werden — als ein partizipatives und kreatives Werkzeug der Kunst.
Die durch die künstlerisch forschende Intervention neu entstandenen „Neuromatic Anordnungen“ werden zu innovativen Werkzeugen für künstlerische Projekte und ermöglichen das selbstgesteuerte Spiel mit den eigenen persönlichen Hirndaten zum Zweck der Erkenntnis.

Das Konzept des Flusses von Gedanken im Spiel, Flow wird das Kernstück des Spieldesigns einer Reihe von Kunstwerken, von physischen und öffentlich durchgeführten Experimenten – entsprechend unserer These, dass künstlerische Forschung öffentlich inszeniert werden sollte. Nach Prinzipien der Spielmechanik präsentieren wir ein hybrides Zusammenspiel zur Untersuchung von politischen Fragen rund um persönliche Daten, Selbstoptimierung, Gehirnmessung in Bezug auf mobile Schnittstellen als Werkzeuge des täglichen Lebens. Wir zielen darauf ab, eine sich entwickelnde Debatte als Voraussetzung für gesellschaftliches Bewusstsein und Aufklärung auszulösen.

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